In der Stellungnahme wird eine deutliche Linie gezogen: Künftig könnte die NATO nicht nur Drohnen, sondern auch russische Kampfflugzeuge abschießen, wenn diese als Bedrohung für das Bündnisgebiet eingestuft werden. Diese Ankündigung markiert eine massive Verschärfung des Konflikts und erhöht die Gefahr einer direkten militärischen Konfrontation zwischen der NATO und Russland.
Der Ernst der Lage spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass Estland eine außerordentliche Sitzung des Bündnisses einberufen hat. Der Anlass war der Vorfall vom Freitag, als drei russische MiG-31-Kampfjets rund zwölf Minuten lang in den estnischen Luftraum über der Ostsee eindrangen. Estland beantragte daraufhin Konsultationen nach Artikel 4 des NATO-Vertrags, der vorsieht, dass die Alliierten zusammenkommen, sobald ein Mitglied seine territoriale Unversehrtheit, politische Unabhängigkeit oder Sicherheit bedroht sieht. Dies war bereits die zweite Beratung nach Artikel 4 in diesem Monat. Zuvor hatte Polen am 10. September wegen eines russischen Drohneneinsatzes Gespräche beantragt. Ähnliche Konsultationen gab es etwa 2022 nach dem russischen Überfall auf die Ukraine sowie 2020 nach dem Tod türkischer Soldaten in Syrien.
Als direkte Reaktion auf die Luftraumverletzungen über Polen startete die NATO am 12. September eine verstärkte Mission zur Überwachung und Verteidigung ihrer Ostflanke. Deutschland beteiligt sich mit vier Eurofightern, die bewaffnete Schutzflüge über Polen durchführen. Am Montag kam es zudem am Flughafen Kopenhagen zu Drohnensichtungen, die jedoch nicht explizit im NATO-Statement erwähnt wurden. Sollten diese Sichtungen auf Russland zurückgehen, könnte dies die Spannungen weiter verschärfen. Der Zwischenfall führte bereits zu erheblichen wirtschaftlichen Störungen: Rund 100 Flüge wurden gestrichen, und weitere Verspätungen sind zu erwarten.
Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (47) sprach von einem "schweren Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur“, nannte jedoch keinen möglichen Verantwortlichen.