In Österreich selbst scheint die Regierung zunehmend bereit, das Thema eines NATO-Beitritts zu diskutieren. Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) äußerte sich kürzlich in einem Interview mit der Welt am Sonntag offen zu diesem Thema. "Klar ist: Neutralität allein schützt uns nicht“, sagte sie. Vor dem Hintergrund einer immer unsichereren sicherheitspolitischen Lage weltweit sowie eines zunehmend aggressiven Russlands sei es notwendig, in Österreichs eigene Verteidigungsfähigkeit und internationale Partnerschaften zu investieren. Meinl-Reisinger betonte, dass sie "grundsätzlich sehr offen dafür“ sei, eine öffentliche Debatte über die sicherheits- und verteidigungspolitische Zukunft Österreichs zu führen. Allerdings räumte sie ein: "Für einen Beitritt zur NATO gibt es derzeit zwar keine Mehrheiten im Parlament und in der Bevölkerung, aber eine solche Debatte kann trotzdem sehr fruchtbar sein.“
Ein möglicher Nato-Beitritt Österreichs könnte jedoch auf erhebliche rechtliche und politische Herausforderungen stoßen. Am 26. Oktober 1955 beschloss der Nationalrat die "immerwährende Neutralität“ Österreichs als Verfassungsgesetz. Diese Regelung verbietet dem Land ausdrücklich den Beitritt zu militärischen Bündnissen. Ein solcher Schritt würde daher eine grundlegende Änderung der Verfassung erfordern – ein Prozess, der sowohl Zeit als auch politischen Konsens brauchen würde. Zudem könnte ein NATO-Beitritt für Unruhe in der österreichischen Bevölkerung sorgen. Die neutralitätsfreundliche FPÖ kommt im österreichischen Parlament auf 28,85 Prozent der Stimmen und würde sich mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen einen solchen Schritt aussprechen. Auch große Teile der Bevölkerung stehen der NATO weiterhin skeptisch gegenüber. Die Warnungen Medwedews zeigen, wie sensibel die aktuelle geopolitische Lage ist – und wie weitreichend die Folgen eines NATO-Beitritts Österreichs sein könnten. Die Debatte darüber dürfte in den kommenden Monaten weiter an Dynamik gewinnen.